Montag, 17. Mai 2021

Annas Geschichte - Prolog


Die Geschichte der Anna Pernerstorfer (Bild: privat)

Heute vor 100 Jahren, am Montag, den 24. Mai 1920, spielte sich im beschaulichen Ried in der Riedmark im oberösterreichischen Mühlviertel folgende dramatische Begebenheit ab: Theresia Pernerstorfer, 36 Jahre alt, war zu Besuch bei ihrer Mutter, um ihre sechzehnjährige Tochter Anna zu besuchen, die bei ihrer Großmutter aufwuchs. Nachdem sie einige Zeit zusammen verbracht hatten, verabschiedete sich Theresia von ihrer Tochter mit den sonst unüblichen Worten "Pfiat di Gott, und bleib brav!" Danach machte sie sich auf den Heimweg in Richtung Schloss Marbach, wo sie als Dienstmagd lebte und arbeitete. Doch dort sollte sie nie ankommen - sie erlitt auf dem Weg dahin in der Nähe des Riedbergergutes einen epileptischen Anfall, fiel auf den Mund und erstickte grausam.

Diese Geschichte schrieb im Jahre 1986 die dann 82-jährige Anna, meine Oma, in ihren Memoiren nieder, um die sie meine Schwester Veronika gebeten hatte. Am Ende der Geschichte ermutigt meine Großmutter meine Schwester dazu, die Erinnerungen auch mit anderen Menschen zu teilen, weshalb ich mich entschlossen habe, am 100. Todestag meiner Urgroßmutter damit zu beginnen, Omas Geschichte in wöchentlichen Episoden zu veröffentlichen.

Um jeden Sonntag die neueste Episode lesen zu können, empfiehlt es sich, den Blog AnnasGeschichte.blogspot.com zu abonnieren, die Facebookseite AnnasGeschichte zu liken oder dem Instagram-Account Annas_Geschichte zu folgen.

Meine Großmutter schrieb ihre Memoiren nicht auf schönes, teures Papier, sondern - ganz typisch für ihre Generation - in ein altes, unbenutzes Kalenderbuch der Eisenbahn (siehe Foto). Diese 45 Seiten, gestochen scharf in einer Mischung aus Latein- und Kurrentschrift nieder geschrieben, sind eine wundervolle Erinnerung an meine Oma.

Aber ihre Memoiren sind nicht nur Teil unserer Familiengeschichte, sondern viel mehr ein lebendiges Zeugnis über die Lebensweise im ländlichen Österreich des 20. Jahrhunderts, voller Entbehrungen und Katastrophen, aber auch voll Hoffnung und Zuversicht, Zufriedenheit und letztendlich dem Entkommen der allerbittersten Armut.

Doch lest selbst...