"Dort ging es mir ganz gut, ich war zufrieden..."
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Volksschule Ried in der Riedmark (Foto: privat) |
Mit dreizehn Jahren kam ich aus der Pflichtschule, damals mußte man von der sechsten Klasse, bis man vierzehn Jahre alt ist, an einem Sonntag zwei Stunden und Donnerstag in die Schule gehn. Ich erinnere mich noch, als ich das letzte mal zur Schule ging, hab ich den ganzen Heimweg erbärmlich geweint.
Ich kam mit dreizehn Jahren dann nach Erla Kloster zu einem Bauern. In Ried in der Riedmark, wo ich wohnte, nahmen die Bauern keine Küchenmagd, da gab's nur Stall- oder Schweinemagd. Meine Mutter hatte eine Halbschwester in Erla Kloster, auch als Magd. Diese besorgte mir diesen Platz als Küchenmädchen. Dies war ein großer Bauer, sechs Pferde, ich weiß nicht mehr, wie viel Vieh im Stall. Ich mußte um vier Uhr früh mit den Stallmägden schon in den Stall gehen, freilich mußte ich auch Geschirr abwaschen, aber sonst mußte ich immer am Feld arbeiten. Auch waren 5 oder 6 kleine Kinder da, sonntags mußte ich bei den Kindern sein.
Der Bauer war ein angesehener Mann, er war auch Jäger. Ich hätte ja in der Woche noch zweimal zur Schule gehen sollen, ich hab aber die Schule von innen nie gesehn. Ich war nicht glücklich dort.
Nach einem Jahr kam ich wieder heim nach Ried zu einem kleinen Bauernhof, da war ich allein als Dienstmagd,war erst 14 Jahre alt.
Es war auch eine Ziehtochter da, die war um drei Jahre älter als ich, aber ein ziemlich sittenloses Mädchen. Wir schliefen neben dem Keller in einem Bett als ich dort hin kam. Die Bauersleute waren schon ziemlich alt, die Bäurin über siebzig, der Bauer über achzig. Er sah aus wie der Kaiser Franz Joseph, er hatte einen langen Bart, er war sehr ernst.
Die Bäurin fragte mich gleich, ob ich Tarockspielen kann, ich verneinte dies. "Ja", sagte sie, "bei uns mußt du Tarockspielen lernen, abends und sonntags spielen wir gerne Tarock." So lernte ich's bald, es machte mir Spaß.
Die Bäurin ging sonntags zur Frühmesse, ich mußte um neun Uhr gehen. Da mußte ich vorher der Bäurin ihr Wochengewand waschen, dies war ganz selbstverständlich, und auch meines. Die Ziehtochter wollte nicht zur Kirche gehn, die versteckte sich oft im Stadl im Stroh. Da waren dann noch die Bauernfeiertage, da mußte auch ich in die Kirche gehn. Die Bäurin sagte immer zu mir: "Bleib drin bei zwei Messen, und eine schenkst du mir." Es gab ja so viele Bauernfeiertage: Sebastian, die Lichtmesswoche, Matheistag, Josefietag, Georgietag, Sonnenwendtag, Jakobitag, Maria Geburt, Andreastag, Theresiatag, Nikolaustag, Unschuldige-Kinder-Tag, Johannistag, ich glaube noch viele andere.
Die Ziehtochter versteckte sich an solchen Tagen immer im Stadl, ich durfte natürlich nichts sagen. Einmal ist sie weggelaufen abends, dann sind sie ihr drauf gekommen durch Zufall. Der Bauer hat im Keller etwas geholt, da war er so erbost und hat mir eine Ohrfeige gegeben, weil ich nichts gesagt hab.
In meiner Schulzeit hatte ich einen Katecheten, den ich im wahrsten Sinn des Wortes verehrte. Ich glaube sagen zu können, er war ein heiliger Priester. Es war sein erster Seelsorge-Posten in Ried. Er wurde auch von der ganzen Pfarre sehr geschätzt. Ich denke oft darüber nach und glaube, es war schon die Vorsehung im Spiel, daß ich zu diesem Priester so eine große Wertschätzung, Achtung und Vertrauen hatte, und er hat sich seit meiner Schulzeit in besonderer Weise angenommen. Obwohl er sonst sehr zurückgezogen war, gab er mir zu Ostern ein schön bemaltes Ei. Dann bekam ich einigemal ein Stück Torte, zu heiligen Zeiten. Dies war ja für mich was Unfaßbares, wahrscheinlich tat er es, weil ich in der Klasse das ärmste Kind war. Auch bekam ich einmal ein kleines Gebetbüchlein.Als ich in Erla Kloster war, erkundigte er sich mal bei Großmutter und schickte mir einen Gruß. Ich hatte damals riesige Freude.
So war ich nun wieder in Ried. Da die Ziehtochter so ein leichtes Mädchen war, so sprach sich dieses herum. Ich hatte eine gute Bekannte, sie war um vieles älter als ich. Diese war eine Bauerstochter und sehr religiös, der vertraute ich am Kirchweg einmal an, was bei uns los ist. Sie erzählte es dem Präses. Es war dieser Priester, er war Präses von der Marianischen Kongregation. Er ließ mir sagen, ich soll bald zu ihm kommen. Ich akzeptierte dies, er sagte mir: "Dies ist kein Platz für dich, ich werd Dir um einen Platz schauen." Zwei Jahre war ich bei diesem Bauern, so kam ich wieder zu einem anderen Bauern. Dort ging es mir ganz gut, ich war zufrieden.
Ein Jahr danach, im Sommer, tauchte plötzlich mein Vater auf...
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Sehr interessant! Ich bin schon gespannt auf die nächste Geschichte!
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